Der schönste achte Oktober in meinem Leben

Es war im Jahre 2004. Mir ging es körperlich, psychisch und geistig sehr schlecht. Alles Schlimme, was in meinem Leben war, kam mit einer Wucht nach oben.  Ich bekam wieder fürchterliche Suizidgedanken gegen die ich mit großer Macht ankämpfte. Das kostete mich wieder einmal sehr viel Kraft, die ich nur begrenzt zur Verfügung hatte. Ich saß im Wohnzimmer und hing in tiefster Depression fest.

Mein Partner schlug mir vor, dass ich zum Einkaufen mitfahren sollte. Aber ich wollte nicht. Er zog alle Register und schaffte es, dass ich letztendlich doch mitfuhr. In Passau angekommen gab er mir den Stadtplan, ich solle doch die Kehlbergstraße suchen. Was um Gotteswillen kann man da einkaufen? Das liegt doch mitten in der Pampa! Er sagte, das sei schon in Ordnung. Also fuhren wir los. Ich war ziemlich zerknirscht. Während der Fahrt las ich das Hinweisschild „Tierheim“. Jetzt fiel bei mir der Groschen.

Auweia, eine Katze, das wär’s doch! Wir kamen am Tierheim an, gingen in die Katzenstube und ich sog die Atmosphäre in mich hinein. Ich sah mich um, beobachtete die Gottesgeschöpfe und lies meine Intuition sprechen. Ich schaute aus dem Fenster in das Freigehege und da, oh je, da sah ich ihn. Zwischen Maschendrahtzaun und Katzenhütte kauerte ein rotweißes Fellbündel.
Es traf mich wie ein Blitz. Der Anblick berührte mich ganz tief im Inneren.

Ich bat die Mitarbeiterin sie möge doch dieses Bündel rein holen. Ich war total aufgeregt und konnte es kaum abwarten, ihn an mein Herz zu drücken. Die Mitarbeiterin sagte, dieses Bündel heißt Boris. Ich spürte, dass Boris und ich eins sind. Er war sehr scheu und sensibel. Er hatte, bevor er ins Tierheim kam, kein gutes Zuhause gehabt.

Die Tierheimleiterin teilte mir mit, dass von seitens des Tierheims eine Überprüfung bei uns stattfindet. Sie würden uns eine Mitarbeiterin schicken, diese soll kontrollieren ob das neue Zuhause für Boris gut ist. Die Mitarbeiterin kam nicht, wir konnten jedoch Boris zwei Tage später abholen. Ich konnte den Moment kaum abwarten.

Dann war es soweit. Es ging mit diesem Fellbündel nach Hause. Boris krabbelte aus der Box und lief tiefgeduckt im Zeitlupentempo hinters Sofa. Die Spannung wuchs. Wann wird er zum Futternapf gehen? Ich ließ ihn seine eigenen Erfahrungen machen. Ich ging zu Bett und konnte den neuen Tag kaum erwarten.

Ein neuer Tag, eine neue Chance. Für mich begann ein neues Leben. Boris beschnupperte seine neue Umgebung, ließ sich kurz anfassen und verzog sich wieder. So ging das zwei Tage, dann war das Eis gebrochen. Ich zog ihn zu mir auf den Schoß und kraulte ihn. Er lag wie ein Baby in meinem Arm. Ab da waren wir ein Team. Die nächste Nacht schlief Boris bei mir im Bett.

Für mich begann in der Aufarbeitung eine neue Zeit. Ein großes Dankeschön an meinen Partner für seine goldene Idee. Er und Boris sind meine Lebensretter.


WIR SCHAFFEN ES.

09.10.2009

momagi_schriftzug